top of page

Roman Signer. Landschaft im Kunsthaus Zürich

  • Autorenbild: Martina Nommsen
    Martina Nommsen
  • 6. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Der Ausstellungstitel mag für manche Besuchenden irreführend sein; vor allem, wenn sie vorab weder mit Signers Werk vertraut sind, noch die Ausstellungsplakate gesehen haben. Denn es sind keine Landschaftsgemälde oder Panorama-Fotografien, welche die Besuchenden in Roman Signers Ausstellung erwarten. Vielmehr ist es eine transformierte und offene Landschaft, die sich aus verschiedenen Elementen in dem grossen Ausstellungssaal des Kunsthaus Zürich im Moser Bau zusammensetzt. Der Raum wird zu einer offenen Fläche – einer weiten, landschaftlichen Ebene, auf der überraschende und verspielte Begegnungen warten. Immer begleitet von ganz viel Humor.


Der Schweizer Künstler Roman Signer (*1938) ist kein typischer Künstler. Er arbeitet nicht in einem Atelier oder einem Studio, sondern draussen in der Natur und auf der Strasse – eben in der Landschaft. Und das ist vermutlich auch besser so – denn seine Arbeiten zeugen von einer ausgeprägten, grenzüberschreitenden, experimentellen Neugier. Was passiert, wenn ein an mehreren Helium-gefüllten Luftballons befestigter Hocker in die Höhe steigt und Signer diese mit dem Luftgewehr abschiesst? Wie sieht es aus, wenn eine Holzbrücke durch Feuerwerkskörper in Flammen aufgeht? Was passiert hier physikalisch und optisch? Wie wird das Geschehene wahrgenommen?


 


Es geht um Experimente, Erfahrungen, Neugier, Bewegung, Material und Zeit, um Aktion und Reaktion – was passiert, wenn…? Diese Frage scheint Signer seit fünf Jahrzehnten zu beschäftigen. Er transformiert: Zeit, Raum und Energie werden zu wesentlichen Elementen seiner künstlerischen Arbeit.

  


Wie sieht ein Kayak von innen aus? Wie durchdringt ein runder Ball die räumlichen Grenzen eines Quadrats? Und kann ein Tisch eigentlich fliegen? Signers Werke strahlen eine eigentümliche Ruhe aus und wirken in ihrer Komposition auf eine ergreifende Art poetisch.


Insbesondere die Videoarbeiten in dem angrenzenden Kabinett laden zum Verweilen ein (und werden dort durch Gebärdensprache erklärt und optisch in ihrer visuellen Stärke bekräftigt.)


Was bleibt sind die Auswirkungen, Reaktionen und Ergebnisse ihrer experimentellen Vergangenheit. Sie erinnern sanft an die Flüchtigkeit des Augenblicks, der sich in dieser nun abgeschlossenen Momentaufnahme visualisiert.

 







Signer arbeitet mit alltäglichen Gegenständen: Flaschen, Sand, Eimer und Gummistiefel, Kajaks oder Tannenbäume, aufblasbaren Schwimmflügeln, Möbeln und Leitern. Diese Herangehensweise lässt seine Werke so nahbar und greifbar erscheinen. Immerhin handelt es sich hier um zeitgenössische Kunst und die kann ja durchaus teilweise unverständlich und auf manche Besuchenden sogar abschreckend wirken. Doch Signers Werke verstehen wir – sie lösen eine kindliche Begeisterung aus, die viel zu oft verloren geht. Sie zeigen den Willen, die Welt zu verstehen und eine Herangehensweise, sich die Welt mit eigenen Experimenten und Ideen zu erschliessen. Und so lösen sich die Alltagsgegenstände aus ihrer zugewiesenen stereotypischen Rolle und werden zu etwas ganz anderem. Denn „wer es rein sachlich betrachtet, wird die Poesie dahinter nicht verstehen.“ Roman Signer, 2021

 


Die Ausstellung Roman Signer. Landschaft erhält von mir eine ganz grosse Empfehlung – es ist eine Ausstellung, die unbedingt auch mit Kindern besucht werden sollte. In dem weitläufigen Raum warten noch bis zum 17. August 2025 viele spannende Ideen darauf, entdeckt zu werden.


Roman Signer

Landschaft

Kunsthaus Zürich, Moser Bau

4. April – 17. August 2025

Mehr zur Ausstellung

Mehr zu Roman Signer

Comments


© 2025 Martina Nommsen

Alle Rechte vorbehalten.

Alle Texte auf dieser Homepage dürfen in Gänze oder in Auszügen nur mit meiner schriftlichen Genehmigung weiterverwendet werden. 

bottom of page